Heine und die europäische Teekultur

Sie saßen und tran­ken am Theetisch,
Und spra­chen von Lie­be viel.
Die Her­ren, die waren ästhetisch,
Die Damen von zar­tem Gefühl.

Die Lie­be muß seyn platonisch,
Der dür­re Hof­rath sprach.
Die Hof­räthin lächelt ironisch,
Und den­noch seuf­zet sie: Ach!

Der Dom­herr öff­net den Mund weit:
Die Lie­be sey nicht zu roh,
Sie scha­det sonst der Gesundheit.
Das Fräu­lein lis­pelt: wie so?

Die Grä­fin spricht wehmüthig:
Die Lie­be ist eine Passion!
Und prä­sen­ti­ret gütig
Die Tas­se dem Her­ren Baron.

Am Tische war noch ein Plätzchen;
Mein Lieb­chen, da hast du gefehlt.
Du hät­test so hübsch, mein Schätzchen,
Von dei­ner Lie­be erzählt.

—Hein­rich Hei­ne, Buch der Lie­der (1827): Lyri­sches Inter­mez­zo, Nr. 51 (1822/​23)


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