Der Darjeeling Oaks ist ein Tee aus dem Norden des Darjeeling, aus einem alten Garten auf ca. 1600 Meter Höhe nahe der Stadt Kurseiong, den ich bisher noch gar nicht kannte und dementsprechend auch noch nicht trank.
Das Blatt ist unspektakulär und unaufgeregt — so sieht ein solider, verlässlicher, ordentlich produzierter Darjeeling in SFTGFOPI-Qualität eben aus.
Die Tasse hat dann nach dem Aufguss aber eine sehr warme Farbe: Mit einem Touch Bernstein und dunklem Gold sieht das schon sehr verführerisch aus. Sie duftet angenehm unaufdringlich nach Honig oder überhaupt einer unspezifierten Süße.
Und der Geschmack passt dann auch wunderbar. Geschmeidig und unaufdringlich präsentiert sich der Tee beim Trinken. Er erfreut mich vor allem mit seiner sanften Samtigkeit. Dieser Darjeeling ist nicht übermäßig prägnant, aber dennoch sehr präsent. Er ist in den Geschmacksanteilen und vor allem den Nuancen nicht so ausgefeilt wie manche andere Tees. Aber der Oaks bietet von Anfang an bis zum (allerdings kaum nachklingenden) Schluck ein harmonisches, ausgewogenes Gesamterlebnis. Und er lässt sich sehr angenehm trinken: Aufgrund des ausbalancierten Geschmacks tritt kein Aspekt in den Vordergrund, nichts spielt sich auf, alles passt zusammen. Es kann eben ganz einfach sein.
Eric Scott erklärt hier bei Teageek sehr verständlich und ausführlich, wie Oolong-Tees hergestellt werden — und zwar nicht nur die handwerkliche Seite, sondern auch, welche biochemischen Reaktionen dabei (vermutlich) in den Teeblättern passieren. Und er beschreibt, warum Oolong deshalb nicht einfach ein Tee zwischen Grünem Tee und Schwarzem Tee ist. Und er hat zumindest eine Hypothese, warum Oolongs so gut — oft so fruchtig und intensiv — schmecken:
Many of the floral or fruity aromas of oolong teas that make them so alluring might be produced “from scratch” by living cells in tea leaves during the slow, methodical processing of oolong teas. The fact that oolong leaves are alive (and stressed) for longer than green or black teas is what makes them more than just “mid-oxidized”. -Eric Scott
Kürzlich kam ganz unverhofft ein kleines Paket von der Teekampagne zu mir ins Haus: Ich bin als Tester für die neuen Earl-Grey-Tees ausgewählt worden.
Unverhofft kam ein kleines Paket zu mir …
Das ist die Earl-Grey–Testbox von der Teekampagne
Drei kleine Packungen mit verschiedenen Earl-Grey-Varianten warten auf das Testen
Jeweils 50 Gramm Darjeeling-Earl-Grey-Proben in den Varianten A, B und C
Nach der ersten Runde bin ich allerdings eher unterwältigt. Die Grundlage der Tees ist, das war auch kaum anders zu erwarten, solider Darjeeling. Die Beduftung mit Bergamotte-Öl entspricht aber nicht ganz meinen Vorstellungen. Der trockene Tee vor dem Aufguss duftet zwar schön fruchtig und voll. Aber im Tee ist davon arg wenig, nämlich fast nichts, zu riechen und schmecken. Das wundert mich etwas, zumal die Teekampagne ja kein normaler Versender ist, sondern eigentlich Jahresvorräte liefert. Und wenn ich eine 500-Gramm-Packung dieser Proben zwei, drei Monate nach der Öffnung lagere, dürfte von der Bergamotte erfahrungsgemäß gar nichts mehr übrig sein …
Einen feinen grünen Tee hat mir „mein“ Teeladen als Probe mitgegeben: Feng Hua Mi Le heißt der. Und er ist ein wunderbarer Genuss für so ziemlich alle Sinne. Das beginnt schon beim Zubereiten. Bereits die trockenen Teeblätter, leicht gerollt und eher klein, duften intensiv und vielversprechend nach Heu und Blütenwiese, ohne dabei grasig zu wirken.
Der Tee in der Tasse duftet dann deutlich würziger, mit einer leicht erdigen Note und minimal nussig. Die hellgrüne Tasse mit sparsamen bräunlichen Reflexen bezaubert dann durch einen intensiven, wohlgerundeten und geschmeidig-weichen Geschmack, der mit seiner sehr dezenten Süße und der ausgewogenen Würze den Gaumen lange schmeichelt – zauberhaft!
Die kleine Tüte, in der meine „Feng Hua Mi Le“-Probe kam
Die trockenen Blätter des Feng Hua Mi Le — so wie er aus der Tüte kommt …
„Meine“ Kanne (eine japanische Seitengriffkanne, die sich aber auch mit chinesischem Tee versteht) mit dem trockenen Tee vor dem Aufgießen.
Der trinkfertige Tee in der Schale und die feuchten Blätter des Feng Hua Mi Le nach dem Aufguss
Die nassen Blätter des Feng Hua Mi Le nach dem Aufguss
Tee: Feng Hua Mi Le Zubereitung: ca. 5 Gramm (für die kleine Kanne), knapp 70 °C heißes Wasser, 2 Minuten Ziehzeit
Eigentlich wollte ich heute nachmittag nur rasch ein paar fehlende Tees in meinem persönlichen Lager wieder ergänzen (unter anderem fehlte mir Lapsang Suchong). Doch dann durfte ich ganz unverhofft in dem sehr empfehlenswerten Teeladen in meiner Nachbarschaft, dem Gu-Tee-Haus, noch an einer Teezeremonie teilnehmen. Und dabei den besten Tee kosten, den ich bisher je getrunken habe. Die Inhaberin bereitete den Oolong, eine besondere Qualität eines Steintees aus privatem Import, für mich und einen anderen Besucher in einer „Gongfu Cha“-Zeremonie zu. Das allein war schon sehr spannend und lehrreich, habe ich diesen zeremoniellen Aufwand einer Oolong-Zeremonie doch noch nie selbst erlebt. Ein Ereignis war aber vor allem der Tee selbst. Das war mit Abstand der beste Tee, den ich überhaupt getrunken habe: Von großer Intensität und Sanftheit, der Geschmack bleibt noch lange, lange nach dem Trinken auf der Zunge und im Mund. Selbst das heiße Wasser, das zwischen den Aufgüssen zum Neutralisieren gereicht wurde, hatte dadurch noch deutlichen Teegeschmack. Und ein lebhaftes Gespräch über die Unterschiede zwischen chinesischer und europäischer Philosophie, die Faszination griechischer Mythen und die Möglichkeiten deutscher und chinesischer Lyrik und ihre Rezeption taten ein übriges. Fein, wenn solche Dinge einfach so passieren …
Ein feiner und gar nicht teurer Assam aus meinem lokalen Teeladen, dem Gu Tee-Haus, ist der Assam FTGFOP1 Mokalbri East.
Das Blatt des Assam FTGFOP1 Mokalbri East
Das trockene (und auch nachher das benutzte, feuchte) Blatt ist sehr unspektakulär: Eine ordentliche Assam-Qualität eben. Nach dem Aufguss zeigt der Mokalbri eine sehr dunkle Tasse: Das ist schon ein fast schwarzes Braun, das sich hier präsentiert. Die assamtypische Rotfärbung fehlt ihm dagegen völlig.
Samtweich lässt er sich trinken: Geschmeidig gleitet er meine dürstende Kehle hinab. Voll und angenehm würzig ist er durchaus, aber gerade die Würzigkeit und feine Aromen können andere Assams besser. Dafür hat der Mokalbri einen anderen Vorteil: Er ist so ziemlich gänzlich frei von jeglicher Bitternis und Herbe — da ist nichts, was die sanfte Harmonie stört. Und dabei ist er in der Zubereitung gar nicht empfindlich, auch ein, zwei Minuten länger gezogen ist er noch trinkbar (ohne gleich den Magen zu kippen wie andere starke Assams).
Tee: Assam FTGFOP1 Mokalbri East Zubereitung: 18–20 Gramm für 1,5 Liter kochendes Wasser; ca. 4:30 Minuten ziehen lassen.
Die Welt des Tees auf 192 Seiten verspricht das Buch von Cornelia Haller-Zingerling. Und es gelingt ihm ziemlich gut, das Versprechen einzulösen, das Teewissen zu vermitteln. Die Autorin gibt vor allem viele, viele Informationen: Von der Entdeckung des Teestrauchs und seinen Möglichkeiten als Medizin und/oder Genussmittel bis hin zum Ice Tea und Verirrungen wie dem Bubble Tea wird so ziemlich die gesamte Geschichte des Gewächses, des Getränks ausgebreitet. Aber nicht nur die Geschichte, sondern auch die Gegenwart des Tees wird in so ziemlich allen denkbaren Facetten vermittelt: Anbau, Verarbeitung, Handel, Wirtschaft, Ausbreitung, Zubereitung, Charakteristika von weißem, grünem und schwarzem Tee aus Indien, China, Japan, Sri Lanka und den afrikanischen Ländern.
In acht großen Kapiteln vermittelt und erläutert Haller-Zingerling das Teewissen dabei ziemlich systematisch, ohne übermäßig schematisch zu werden: Von der grundlegenden Frage „Was ist Tee?“ geht es über die „Geschichte des Tees“ und die „Teesorten“ zu „Teeverkostung“ und der „Teeproduktion“, bevor die einzelnen Anbaugebiete mit ihren hauptsächlichen Tees und deren typischen Anbau- und Verarbeitungsverfahren sowie — ganz wichtig — dem charakteristischen Geschmack vorgestellt werden. Bevor ein kurzes abschließendes Kapitel Fakten zur gesundheitsfördernden Wirkung von Tee liefert, gibt es auch noch ein „Teegenuss in aller Welt“ überschriebenes Kapitel, das nicht nur die „richtige“ Teezubereitung beschreibt (mit Patentrezepten hält die Autorin sich glücklicherweise zurück, sondern empfiehlt immer wieder das (neue) Experimentieren, um für jeden Tee und eigentlich jede Ernte das persönliche, subjektive Optimum finden zu können), sondern auch von Teezeremonien und Genusstraditionen aus verschiedenen Gebieten der Welt berichtet.
Da Haller-Zingerling das Wissen gut organisiert und in kleinen (manchmal sehr kleinen) Abschnitten präsentiert, ist das gut und angenehm quasi nebenbei zu der einen oder anderen Tasse Tee zu lesen und bleibt auch immer leicht verdaulich. Auch die vielen schönen Fotos und Bilder in der lockeren Gestaltung tragen das ihrige dazu bei, dass die Aneignung von Teewissen bei der Lektüre quasi automatisch passiert. Gefehlt hat mir eigentlich nur eines: Eine oder mehrere Karten, auf denen die Anbaugebiete detailliert eingetragen sind — das wäre sehr schön gewesen.
Die Welt des Tees wird beschlossen und abgerundet mit einigen Rezepten mit und rund um den Tee (die reichen von „In Teesauce gedämpfter und gegrillter Entenbrust“ über englische Gurkensandwiches und Teekuchen bis zum Ostfriesichen Teeparfait) und einem ausführlichen Glossar, das zugleich als hilfreiches Register dient.
Cornelia Haller-Zingerling: Die Welt des Tees. Neustadt an der Weinstraße: Neuer Umschau Buchverlag 2014. 192 Seiten. ISBN 978−3−86528−785−4.
Der Luponde ist ein ausgezeichneter schwarzer Tee aus Tansania, dem Njombe-Distrikt, im südlichen Hochland gelegen, beim Livingstone-Gebirge — mit afrikanischen Tees hab‘ ich wenig Erfahrung, trinke aber immer wieder wunderbar leckere Tees von diesem Kontinent wie dem Milima.
Die Teeblätter des Lupondes zeigen sich schwarz, mit feinen Spitzen — eine typische Topqualtität, wie das GFOP-Kürzel auf der Verpackung ja schon verrät: echt Golden Flowery Orange Pekoe. Vor dem Aufguss gibt sich der Luponde intensiv würzig duftend, nach Lebkuchen und mit einer leicht süßlichen Note, starke exotische Düfte ziehen durch den Raum, bevor das Wasser in die Kanne kommt.
Die kräftig strahlende Tasse des Luponde
Danach, das heißt, nach drei bis vier Minuten, ist der Tee in der Kanne richtig schön rötlich dunkelbraun. Die auffallend volle und kraftvolle Farbe des dunkel gefärbten Brauns scheint aus der Tiefe der Tasse geradezu rötlich zu strahlen. Dabei duftet der Aufguss aber deutlich zurückhaltender als das trockene Blatt, behält jedoch seine Charakteristik bei.
Der Tee schmeckte dann bei meinem ersten Versuch auch nicht gerade übertrieben intensiv, lieblich trifft es eher. Ingesamt bleibt der Luponde sowieso eher mild (trotz seiner dunklen Färbung). Damit ist er sehr bekömmlich, mundet vor allem wegenen seinen interessant angedeuteten würzigen Noten ausgezeichnet. Der erste Versuch mit etwa 15 Gramm für 1,5 Liter und 3,5 Minuten Ziehzeit war ingesamt auch noch etwas blass, beim zweiten Test mit etwas mehr Tee (circa 19 Gramm) spielt der Luponde seine Stärken dann viel deutlicher aus: Kräftig, aber nie streng oder kantig, sondern angenehm weich und harmonisch abgerundet, delikat-würzig und einfach angenehm wohlschmeckend. Um es kurz zu machen: Diesen Luponde kann ich sehr empfehlen.
Tee: Tansania Luponde GFOP Bio Zubereitung: 18–20 Gramm für 1,5 Liter kochendes Wasser, 3:30 Minuten Ziehzeit
Und noch ein Oolong-Tee: Der „Black Dragon“ aus Formosa in geheimnisvoller „Superior“-Qualität. Sehr gut ist er auf jeden Fall, mit „superior“ wäre ich aber etwas vorsichtiger. Der „Black Dragon“ riecht schon trocken bei kleinem, dunklen Blatt sehr würzig, nach Lebkuchen und Honiggebäck. Das bleibt auch in der Tasse so: Im satt gefärbten, intensiven Braun verströmt er einen süßen und betörenden Duft, exotisch und weihnachtlich zugleich (zumindest in meiner Assoziation …). Auffallend ist vor allem die Intensität des Duftes — wenige (unparfümierte) Tees riechen aufgegossen so stark und liebreizend wie dieser.
Er schmeckt auch ausgzeichnet: Schön füllig, kräftig, mit nussiger Würznote, ohne irgendwelche großen Sperenzchen oder Besonderheiten, rund und gefällig. Der erste Schluck ist nach dem olfaktorischen Hochgenuss fast eine Enttäuschung. Das täuscht aber selbst wiederum: Der Black Dragon braucht nur einen Moment, seine Stärken auszuspielen. Dann ist er da, unkompliziert und einfach rundum lecker. Im zweiten Aufguss sogar — auch wenn der Duft schwächer wird — noch ein bisschen besser, wie es sich für einen Oolong gehört …
Tee: Formosa Oolong Black Dragon (von tea’s finest)
Zubereitung: ca. 17 Gramm für 1,5 Liter 85 °C heißes Wasser, etwa 1:45 Minuten ziehen lassen; beim zweiten Ziehen ca. zwei Minuten